Die in der Tischlerei am häufigsten eingesetzte Säge dürfte die Formatkreissäge sein. Doch was ist eine Formatkreissäge überhaupt? Was macht sie so wertvoll für Schreiner und welche Ausführung eignet sich für welche Arbeit? Diese und weitere Fragen werden wir in diesem Artikel beleuchten.
Alle Schnitte die geradlinige ausgeführt werden müssen, können mit der Formatkreissäge bewerkstelligt werden. Dabei sägt sie Materialien wie Bretter, Holzwerkstoffe, Massivholz und viele weitere Millimeter genau, sauber und exakt.
Das Konzept der Formatkreissäge stammt aus dem Jahr 1906 und wurde von Wilhelm Altendorf entwickelt. Das neue an der Säge war, dass sie anders als die bis dahin genutzten, auch Werkstücke präzise bearbeiten konnte, die keine gerade Bezugskante aufgewiesen haben. Die Formatkreissäge verfügt dafür über einen kugelgelagerten Schiebetisch der sich aus Sicht des Arbeiters links vom Sägeblatt befindet. Dieser zusätzliche Schiebetisch kann bei der Arbeit ohne großen Kraftaufwand, je nach Bedarf, vor- und zurück geschoben werden. Rechtseitig stehen die Werkstücke über und können mit Hilfe eines Besäumschnitt präzise abgetrennt werden. Der Besäumtisch hat dabei in der Regel eine Größe von 3 Meter, so dass gängige Halbformat-Platten in der Größe von 2,75 x 2,10 Meter bearbeiten werden können. Aber auch wenn kleinere Tische benötigt werden, werden diese von den meisten Tischkreissägen-Hersteller angeboten.
Der Haupttisch der Formatkreissäge befindet sich auf der rechten Seite des Sägeblattes. Hier können die Werkstücke mit Hilfe eines Parallelanschlages auf die benötigte Breite eingestellt und getrennt werden.
Bei Bedarf kann man auf der linken Seite auch einen zusätzlichen Quertisch befestigen. Die Höhe des Tisches wird dabei durch einen auf der unteren Seite des Gehäuses befestigten Teleskop- oder Gelenkausleger bestimmt. Der Tisch dient dazu, dass das Abkippen von großen Platten beim Bearbeiten verhindert wird. Zusätzlich besteht die Möglichkeit an dem Tisch einen weiteren Anschlag für Winkelschnitte anzubringen. Die Anschläge können wiederum auf die gewünschte Schnittlänge und Abstandsgröße zur Schnittlinie eingestellt werden.
Ein erheblicher Vorteil der Formatkreissäge gegenüber herkömmlichen Tischkreissägen ist die Möglichkeit auch sehr große Werkstücke, wie Platten, passgenau zuzuschneiden.
Weiteres bieten Formatkreissägen die Möglichkeit die Höhe des Sägeaggregats und somit die Schnitthöhe zu bestimmen. Wenn dabei eine Schnitthöhe gewählt wird, die kleiner als die Stärke des Werkstückes ist, kann eine Nut in der Breite des Sägeblattes geschnitten werden. Um eine breitere Nut zu erhalten, kann der Schnitt ein weiteres Mal, dann leicht versetzt angesetzt werden. Auch das Schneiden einer Falz ist auf diese Art möglich. Mit dem justieren der Schnitthöhe kann auch die Qualität der Schnittkanten beeinflusst werden. So wird bei einem hohen Überstand das Sägeblatt nahezu senkrecht in das Holz eingeführt, was zu einem sauberen Schnitt oberhalb und Ausrissen unterhalb des zu bearbeitenden Werkstückes führt. Bei einem niedrigeren Überstand, wechselt die Sauberkeit der Schnittkanten oben und unten. Sprich, je geringer der Überstand, desto sauberer wird der Schnitt unten und ausgerissener der Schnitt oben.
Um auch bei empfindlichen Werkstücken eine saubere Schnittkante zu bekommen, lässt sich bei vielen Formatkreissägen ein sogenannter Vorritzer vor das Sägeblatt installieren. Dieser ritzt eine ungefähr 3 Millimeter tiefe Nut in den Schnittlauf. Die Breite der Nut sollte dabei etwas breiter als der Sägeschnitt und präzise mittig zum Sägeblatt ausgerichtet sein.
Die voran aufgeführten Funktionen gehören eher zu den Standards und sind für rechtwinklige Werkstücke ausgerichtet. Doch mit einer Formaktreissäge lassen sich durchaus auch Winkel schneiden. Hilfe bietet dabei der Winkelanschlag der aus der 90 Grad Position gelöst und in eine andere Grad-Einstellung gesetzt wird. Ein weiteres schönes Feature vieler Sägen ist die Möglichkeit, das Sägeblatt um bis zu 46 Grad nach rechts neigen zu können. Bei einigen Formatkreissägen ist das das Schwenken auch nach links möglich. Durch diese Funktion lassen sich die Seiten der Werkstücke leicht wechseln.
Die Formatkreissäge lässt auch Schnitte mit einem geneigtem Sägeblatt und gedrehtem Winkelanschlag zu. Dieses Art von sägen nennt sich Schifterschnitt und gilt als Herausforderung. Denn sobald das Sägeblatt geneigt wird oder der Winkelanschlag nicht mehr die 90 Grad Position innehat, sind die an den Klappen dargestellten Längenwerte nicht mehr korrekt. Hilfe verschafft hier der Einsatz eines automatischen Längenausgleiches.
Die Formatkreissäge einstellen
Ein nicht unerheblicher Unterschied zwischen die Formatkreissägen liegt darin wie diese eingestellt werden. Dabei sind folgende Einstellungen die entscheidendsten:
Am einfachsten lassen sich die Einstellungen vornehmen, in dem Anschläge verschoben, gedreht oder Kurbeln verwendet werden bis ein gewünschter Wert auf einer Skala erreicht wurde. Die Steigerung davon ist die sogenannte Feineinstellung die oft mittels einer Lupe vorgenommen werden kann. Rastpunkte, für oft verwendete Winkel, können das Einstellen dabei erheblich erleichtert. Noch mehr Komfort bieten elektronische und digitale Einstellungsvarianten.
Eine weitere Hilfe zum Einstellen der Säge sind Kurbeln die sich an der Arbeitsposition befinden und Werte auf einer Anzeige darstellen. So muss der Anwender seine Arbeitsposition nicht verlassen um die Einstellungen zu ändern. Die nächste Stufe dazu sind elektrische Kurbeln die sich mittels Taster bedienen lassen.
Die High-End und mordernste Variante ist die sogenannte CNC-Achse. Bei dieser lassen sich alle gewünschten Einstellungen auf einem Touchscreen eintragen und werden vollautomatisch übernommen. Ein händisches einstellen der Säge entfällt somit komplett. Auch im Büro vorprogrammierte Einstellungen lassen sich auf diese Weise in die Säge einspeisen.
Moderne Systeme unterstützen den Bediener bei der Aufgabenbewältigung von Nuten, Fälze, Schlitz, Zapfen und dem Zuschnitt schwieriger Aus- und Zuschnitte. Dabei werden Berechnungen vom System übernommen und der Anwender Schritt für Schritt durch die Arbeitsgänge geführt. Die Entwicklung ist bereits so weit, dass einzelne Formatkreissägen mit speziell für sie entwickelte Apps kommunizieren und über diese Arbeitsschritte aufgezeigt werden können.
Namentlich bekannte Hersteller von Formatkreissägen die sich für Tischler und Schreiner eignen sind unteranderem Format-4, Altendorf, SCM, Hokubema, Felder, Holzkraft und Martin.